Input, Vergnügunspraks und nackte Weiber
Meine Schwester behauptet, laut eines Ihr bekannten Artikels könne man sich nicht länger als zehn Jahre zurück erinnern. Ich scheine die cerebrum chemie besser zu beherrschen als der verfasser des Textes denn meine erste Karussellfahrt war ganz fürchterlich. Das macht Dir bestimmt Spaß, hiess es. Ich hockte mich auf ein Pferd, voll der Erwartung was da nun geschehen mag und machte mit Erschallen des Startklingelns meine erste Todesangsterfahrung.
Mir unbekannte Fliehkräfte wirkten auf meinen jungen Körper, meine kleinen Hände krallten sich an der Halterung fest. Wenn Du los lässt, wirst Du sterben, war die einzige Information, die ich in diesem Augenblick bekam. Die fahrt schien ewig anzudauern. Meine Kräfte liessen nach. Meine Schwester sah sich nach mir um, besorgt und unfähig einzugreifen. Der Karussellbremser sog gelangweilt an seiner Cigarette. Nicht das erste mal, dass er ein schreiendes Kind auf der Fahrt hat und sicher nicht das letzte.
Der blick meines Vaters, verächtlich, dass sein Sohn Furcht zeigt.
Jahre später dann, mit meinem Onkeldasein, machte ich die Gegenerfahrung. Die Kinder meiner Schwester waren mit uns auf exakt dem selben Rummelplatz und fuhren ihre erste Karussellfahrt.
Das Amüsement schickt sich an, seinem Zweck nachzukommen, als die Kinder anfangen wie wild zu weinen und sich an den Pferden festzukrallen. Liegt wohl in den Genen. Meine Schwester, eventuell im sog vergrabener Erinnerung, überspringt die Abspperrung, erklimmt das Fahrgeschäft und steht Ihren Kindern zur Seite, hält ihre Hände, denn der Mann im Häuschen war nicht zu Bewegen, die Fahrt anzuhalten. Er sog gelangweilt an seiner Cigarette. Es war nicht das erste Kind, was schrie und es würde nicht das letzte sein.
Im Laufe der KindesJahre und mit zugewachsenem Wissen fand ich dann jedoch Spaß an den wilden Fahrten, die ein Rummelplatz oder gar ein Park zu bieten hat. Nicht irgendein Park. Der FreizeitPark. Zumindest war er das immer für mich.
Als mir eine Freundin mal in einer schwachen Stunde erzählte, sie habe sich vor den Toren bekifft, sei dann eingestiegen, erwischt und rausgeworfen worden war das für mich wie Blasphemie und Ketzerei.
Das entweihen eines so heiligen Ortes stiess bei mir nicht unbedingt auf Verständnis. Meine steifen Ansichten aber sicher auch nicht auf das Ihre. Wir haben uns im laufe der nun schon fünfzehn Jahre aber ein wenig angeglichen denke ich.
Als Kind wollte ich in den Ort ziehen, der dem Park nahegelegen ist und dessen Einwohner freien Eintritt haben. (Everyday can't be Christmas, Elmo)
Eine Besuch im Park war das Größte. Jede Fahrt ein Erlebnis, ein Wunsch des nicht enden wollens inbegriffen.
Kribbeln im Bauch. Der Geruch des Zuckerzeugs nach den Drehkreuzen. Euphorie in Reinform.
Mit dem in die Jahre kommen folgte eine Zeit der Pause. Ich musste selbst fahren, früh aufstehen, ab Mittag wurde mir der Overload an Empfindungen, das Anstehen zu viel. Dann die lange Heimfahrt und die körperliche Angeschlagenheit des nicht mehr 12/16/18/20 seins.
Zumindest habe ich es immer auf das Alter geschoben.
Tatsächlich ist es aber etwas anderes, dass mich den Park meiden lässt.
Die Entäuschung die ich empfinde.
Als Kind reicht diese eine Fahrt dich restlos Glücklich zu machen.
Als Erwachsener nicht- Zumindest mich nicht. Sicher, es gibt genug Menschen die mich als depressiven exzentriker ansehen mögen, die fähig sind auch im alter all das noch zu fühlen, noch zu erleben. Es gibt auch Menschen, die nach der dritten Folgemahnung immer noch fleissig Geld ausgeben für neue Traktoren und Schafe, damit die On-Line Farm wächst und gedeiht, if you catch my drift.
Wenn ich also am Ende des Tages die Heimfahrt antrete bleibt diese Leere. Die Zufriedenheit ist wie ein Glas. Als Kind ist es Randvoll. Wächst man, nicht unbedingt körperlich sodern im Wesen, wächst auch das Glas und die selbe Menge Wassser kann es nicht mehr füllen. Das macht die Leere. The Void, wenn Sie so wollen ehrenwerte Leserschaft. Und ich kann mich nicht verbiegen, das Glas schrumpfen zu lassen. Es ist, wie es ist.
Dennoch bin ich immer und immer wieder eingefahren in die Hallen der Maus auf der Suche nach dem Glas meiner Kindheit.
Sind wir geschaffen für die Massen und Massen an Input die uns täglich in die Fresse geschaufelt werden?
Wie war es frühre? Ich denke mir, nach dem Kriegseinsatz und den Jahren der Gefangenschaft hatte mein Opa die Schnauze gestrichen voll vom Input und vom Abenteuer. Bis zum Ende allen Seins, oder zumindest seines Seins und dem seiner Enkel, wollte er Ruhe und Frieden und einen gut bestellten Boden. Denn nichts lieben Hobbits mehr, als Dinge die wachsen-
Heute kann man sich dem ja kaum entziehen. Multimedia Überall. Ein Tag beginnt nicht mit Brötchen holen, dann mal sehen, dann mal sehen, dann eventuell mal zum Konstantin Fisch kaufen, dann mal sehen, dann eventuell Skat mit den Jungs spielen.
Er begeinnt wie er endet: mit mutimedialem Input. Buy. Reproduce. Obey und der gleichen mehr.
Ich habe diesen Filter nicht, der den Menschen eigen zu sein scheint. Ich kann das nicht ausblenden, was dazu führt, dass mir ab einem gewissen Punkt der Rolladen runter geht. Da ist für mich Feierabend. Oben erwähnte Freundin wird jetzt denken: Ja, das war schon immer so.
Ist es denn nun so, dass alle ausser mir diesen Filter besitzen?
Es könnte ja auch sein, dass andere das Rauschen im Kopf einfach nicht so wahrnehmen, es ignorieren, es als normal empfinden.
Gut. Das wäre ja dann im Grunde gefiltert. Kind of, sort of.
Ich benötige stundenlangen, gar tagelangen Schlaf um wieder auf Null zu kommen. Eine Meditation tut's auch. Aber die brauchts regelmässig und ich bin doch so ein fauler Sack. Besonders auffällig ist es, veruche ich zu lesen. Wenn ich merke, ich habe gerade 10 seiten gelesen, jedoch nix aufgenommen, dann ist es wieder soweit. Kennen Sie das? Man denkt sich, scheiße, ich könnte nicht wiedergeben was ich eben las. Wendet man die Blätter zum Anfang, liest erneut, klingelt es im Hirn und man denkt sich, ach jaja, doch doch. Dann liest man weiter und es geht wieder so weiter. Eben ging es mir so.
Möglich wäre auch einfach ein Mangel an Kommunikation. Das aufgestaute will abgeladen werden, will mitgeteilt werden ehe neuer Kram einzug in den Speicher findet, um dort zu verotten, Spinnenweben anzusetzen und auf Anfrage einer Gameshow in den Händen des greisen Bibliothekars zu Staub zu zerfallen, wie die ineinander verschlungenen Skelette Esmeraldas und Quasimodos.
Meldet man sich jedoch bei bekannten Verwertungsstellen, zuständigen Wertstoffhöfen und Müllabladeplätzen bekommt man dort mit nichten seine wochenalte Sülze an den Fachman. Nein mein Herr. Ganz gegenteilig ist's der Fall. Und als guter Christ nimmt man erst einmal den Müll des Gegensprechers entgegen, was völlig legitim ist. Doch dieser Austausch, wenn es denn tatsächlich zum seltenen Fall des gemeinschaftlichen Abladens kommt, ist redundant.
Jeder bekommt den Müll des Anderen und stopft sich damit erneut die Gullideckel des cerebralen Abwassersystemes voll. Und erneut stehen die Strassen voller nachbarlicher Duschabwässer, voller Rasierschaum und Haarbüschel von Armbeugen, Beinen und Dosen.
Was bleibt als den Abfluss selbst zu reinigen. Die gelben Gummihandschuhe ausgepackt und mit der Pinzette die eigenen Büschel aus dem Syphon klauben, dass sie dem Nachbarn nicht begenen mögen in dessen Tagewerk.
Sicherlich wäre es möglich ein Museum zu eröffnen um die geförderten Exponate der breiten Masse anschaulich zu machen. Welchen Zweck hat es Duschgold zu fördern wenn man es nicht mit dem gemeinen Volk teilen kann?
Ich habe einen Freund, den ich unheimlich gerne mag, dessen Gegenwart mir ein Missing Link ist. Zumindest empfinde ich so. Weshalb ich gerne bedeutend mehr Zeit mit der Person verbringen würde. Dieserhalber brauchen wir Eddie van Halen an der Gitarre.
Nun lebt besagter Freund aber in einem anderen PLZ bereich und ist auch sonst mit Arbeit nicht ungesegnet, also temporarily not available. Wenn also Ostern und Weihnachten aufeinander treffen, ist keine Zeit zu finden. Trifft dann noch ein Parkbesuch dazu, erhascht man ein Fenster im Raum Zeit Kontinuum und kann sich sehen.
Das ausbleiben der Gegenwart füllt mich nicht mit Leere, lässt aber den Platz frei, der normal eingenommen wird. Und es fühlt sich schön an, wenn da einer Sitzt.
Wie schöner, so denke ich, wäre unser beider Leben, könnten wir den Platz auf der Bank öfter gemeinsam teilen.
Der Bank, die am Rande eines Speilplatzes eine Fläche von Rasen, Bäumen und gepflegten Sträuchern überschaut. In dessen milder Luft Bienen surren, jedoch in respektvollem abstand zu den Sitzenden.
Der Bank die grün lackiert zum verweilen einlädt, die in der Distanz auf MünzeinwurfFernrohre blickt mit denen man das Wasser und darüber hinaus sich selbst im ParralelUniversum sehen kann. (es gibt also eine unzahl an Parralel Universen? Nein. Nur dies und das da drüben.) Das Universum in dem wir die Zeit finden gemeinsam unser Leben zu gestalten, das nicht bis zum Rand gefüllt ist mit Nicht Zeit.
Nicht Zeit, die uns vorgaukelt wir müssen noch dies und noch das und noch schnell und eigentlich muss ich mich total beeilen, weil ich hierfür nur noch so und so viel Tage habe. Nicht Zeit die uns auf der Autobahn 200 fahren lässt, in dem festen Glauben wir hätten in den 2 Minuten eingesparter Zeit etwas erreicht. Nicht Zeit, die von grauen Herren in der scheiß Pfeiffe geraucht wird. (Ich weiss das es Zigarren sind, die Pfeiffe passt aber mehr in mein Sprach und Sprichwortbild)
Ich steck ja selber in der Maschinerie des Input. Ich kenne den Weg nach draussen. Warum ich ihn nicht gehe? Weil es kein Weg ist, der mich komplett herausführen wird. Er führt mich an den Rand eines reissenden Flusses über dessen Kluft eine mächtige Brücke mit Stahlseilen gespannt in die Ferne reicht. Die Brücke jedoch ist nach zwei dritteln des Weges in die Fluten gestürzt. Ich kann die andere Seite von hier aus sehen, muss mich jedoch damit abfinden, dass ich auf dieser Seite lebe und mich entsprechend arrangieren sollte.
So macht Wissen mich letztendlich Träge, was die Krankheit unseres Jahrhunderts zu sein scheint. Denn wie der Raucher, der sagt, er müsse ja doch eines Tages sterben, soll es nun das Rauchen oder ein Autounfall sein, sei ihm einerlei; und wie der Trinker, der sagt, ein Leben ohne den vermeintlichen Spass und die dämpfung des Alltags, den Filter des Input könne er sich nicht vorstellen und sterben müsse er sowieso, einerlie ob an einer zirrhose oder einem Autounfall; eben wie diese Menschen handle ich wenn ich sage, ich kann das andere Ufer ja doch nie erreichen, wass soll ich es mir dann hier schön machen. Crazy oder?
Tatsächlich mag ich das aber denke ich nur nicht allein machen. Denn bin ich ehrlich, würde ich den Weg zur anderen Seite finden, die blaue statt der roten Pille schlucken, was sollte ich in einer Welt ohne verrückte Hutmacher, ohne Hasen mit güldenen Taschenuhren und vor allem ohne Alice?
Mir unbekannte Fliehkräfte wirkten auf meinen jungen Körper, meine kleinen Hände krallten sich an der Halterung fest. Wenn Du los lässt, wirst Du sterben, war die einzige Information, die ich in diesem Augenblick bekam. Die fahrt schien ewig anzudauern. Meine Kräfte liessen nach. Meine Schwester sah sich nach mir um, besorgt und unfähig einzugreifen. Der Karussellbremser sog gelangweilt an seiner Cigarette. Nicht das erste mal, dass er ein schreiendes Kind auf der Fahrt hat und sicher nicht das letzte.
Der blick meines Vaters, verächtlich, dass sein Sohn Furcht zeigt.
Jahre später dann, mit meinem Onkeldasein, machte ich die Gegenerfahrung. Die Kinder meiner Schwester waren mit uns auf exakt dem selben Rummelplatz und fuhren ihre erste Karussellfahrt.
Das Amüsement schickt sich an, seinem Zweck nachzukommen, als die Kinder anfangen wie wild zu weinen und sich an den Pferden festzukrallen. Liegt wohl in den Genen. Meine Schwester, eventuell im sog vergrabener Erinnerung, überspringt die Abspperrung, erklimmt das Fahrgeschäft und steht Ihren Kindern zur Seite, hält ihre Hände, denn der Mann im Häuschen war nicht zu Bewegen, die Fahrt anzuhalten. Er sog gelangweilt an seiner Cigarette. Es war nicht das erste Kind, was schrie und es würde nicht das letzte sein.
Im Laufe der KindesJahre und mit zugewachsenem Wissen fand ich dann jedoch Spaß an den wilden Fahrten, die ein Rummelplatz oder gar ein Park zu bieten hat. Nicht irgendein Park. Der FreizeitPark. Zumindest war er das immer für mich.
Als mir eine Freundin mal in einer schwachen Stunde erzählte, sie habe sich vor den Toren bekifft, sei dann eingestiegen, erwischt und rausgeworfen worden war das für mich wie Blasphemie und Ketzerei.
Das entweihen eines so heiligen Ortes stiess bei mir nicht unbedingt auf Verständnis. Meine steifen Ansichten aber sicher auch nicht auf das Ihre. Wir haben uns im laufe der nun schon fünfzehn Jahre aber ein wenig angeglichen denke ich.
Als Kind wollte ich in den Ort ziehen, der dem Park nahegelegen ist und dessen Einwohner freien Eintritt haben. (Everyday can't be Christmas, Elmo)
Eine Besuch im Park war das Größte. Jede Fahrt ein Erlebnis, ein Wunsch des nicht enden wollens inbegriffen.
Kribbeln im Bauch. Der Geruch des Zuckerzeugs nach den Drehkreuzen. Euphorie in Reinform.
Mit dem in die Jahre kommen folgte eine Zeit der Pause. Ich musste selbst fahren, früh aufstehen, ab Mittag wurde mir der Overload an Empfindungen, das Anstehen zu viel. Dann die lange Heimfahrt und die körperliche Angeschlagenheit des nicht mehr 12/16/18/20 seins.
Zumindest habe ich es immer auf das Alter geschoben.
Tatsächlich ist es aber etwas anderes, dass mich den Park meiden lässt.
Die Entäuschung die ich empfinde.
Als Kind reicht diese eine Fahrt dich restlos Glücklich zu machen.
Als Erwachsener nicht- Zumindest mich nicht. Sicher, es gibt genug Menschen die mich als depressiven exzentriker ansehen mögen, die fähig sind auch im alter all das noch zu fühlen, noch zu erleben. Es gibt auch Menschen, die nach der dritten Folgemahnung immer noch fleissig Geld ausgeben für neue Traktoren und Schafe, damit die On-Line Farm wächst und gedeiht, if you catch my drift.
Wenn ich also am Ende des Tages die Heimfahrt antrete bleibt diese Leere. Die Zufriedenheit ist wie ein Glas. Als Kind ist es Randvoll. Wächst man, nicht unbedingt körperlich sodern im Wesen, wächst auch das Glas und die selbe Menge Wassser kann es nicht mehr füllen. Das macht die Leere. The Void, wenn Sie so wollen ehrenwerte Leserschaft. Und ich kann mich nicht verbiegen, das Glas schrumpfen zu lassen. Es ist, wie es ist.
Dennoch bin ich immer und immer wieder eingefahren in die Hallen der Maus auf der Suche nach dem Glas meiner Kindheit.
Sind wir geschaffen für die Massen und Massen an Input die uns täglich in die Fresse geschaufelt werden?
Wie war es frühre? Ich denke mir, nach dem Kriegseinsatz und den Jahren der Gefangenschaft hatte mein Opa die Schnauze gestrichen voll vom Input und vom Abenteuer. Bis zum Ende allen Seins, oder zumindest seines Seins und dem seiner Enkel, wollte er Ruhe und Frieden und einen gut bestellten Boden. Denn nichts lieben Hobbits mehr, als Dinge die wachsen-
Heute kann man sich dem ja kaum entziehen. Multimedia Überall. Ein Tag beginnt nicht mit Brötchen holen, dann mal sehen, dann mal sehen, dann eventuell mal zum Konstantin Fisch kaufen, dann mal sehen, dann eventuell Skat mit den Jungs spielen.
Er begeinnt wie er endet: mit mutimedialem Input. Buy. Reproduce. Obey und der gleichen mehr.
Ich habe diesen Filter nicht, der den Menschen eigen zu sein scheint. Ich kann das nicht ausblenden, was dazu führt, dass mir ab einem gewissen Punkt der Rolladen runter geht. Da ist für mich Feierabend. Oben erwähnte Freundin wird jetzt denken: Ja, das war schon immer so.
Ist es denn nun so, dass alle ausser mir diesen Filter besitzen?
Es könnte ja auch sein, dass andere das Rauschen im Kopf einfach nicht so wahrnehmen, es ignorieren, es als normal empfinden.
Gut. Das wäre ja dann im Grunde gefiltert. Kind of, sort of.
Ich benötige stundenlangen, gar tagelangen Schlaf um wieder auf Null zu kommen. Eine Meditation tut's auch. Aber die brauchts regelmässig und ich bin doch so ein fauler Sack. Besonders auffällig ist es, veruche ich zu lesen. Wenn ich merke, ich habe gerade 10 seiten gelesen, jedoch nix aufgenommen, dann ist es wieder soweit. Kennen Sie das? Man denkt sich, scheiße, ich könnte nicht wiedergeben was ich eben las. Wendet man die Blätter zum Anfang, liest erneut, klingelt es im Hirn und man denkt sich, ach jaja, doch doch. Dann liest man weiter und es geht wieder so weiter. Eben ging es mir so.
Möglich wäre auch einfach ein Mangel an Kommunikation. Das aufgestaute will abgeladen werden, will mitgeteilt werden ehe neuer Kram einzug in den Speicher findet, um dort zu verotten, Spinnenweben anzusetzen und auf Anfrage einer Gameshow in den Händen des greisen Bibliothekars zu Staub zu zerfallen, wie die ineinander verschlungenen Skelette Esmeraldas und Quasimodos.
Meldet man sich jedoch bei bekannten Verwertungsstellen, zuständigen Wertstoffhöfen und Müllabladeplätzen bekommt man dort mit nichten seine wochenalte Sülze an den Fachman. Nein mein Herr. Ganz gegenteilig ist's der Fall. Und als guter Christ nimmt man erst einmal den Müll des Gegensprechers entgegen, was völlig legitim ist. Doch dieser Austausch, wenn es denn tatsächlich zum seltenen Fall des gemeinschaftlichen Abladens kommt, ist redundant.
Jeder bekommt den Müll des Anderen und stopft sich damit erneut die Gullideckel des cerebralen Abwassersystemes voll. Und erneut stehen die Strassen voller nachbarlicher Duschabwässer, voller Rasierschaum und Haarbüschel von Armbeugen, Beinen und Dosen.
Was bleibt als den Abfluss selbst zu reinigen. Die gelben Gummihandschuhe ausgepackt und mit der Pinzette die eigenen Büschel aus dem Syphon klauben, dass sie dem Nachbarn nicht begenen mögen in dessen Tagewerk.
Sicherlich wäre es möglich ein Museum zu eröffnen um die geförderten Exponate der breiten Masse anschaulich zu machen. Welchen Zweck hat es Duschgold zu fördern wenn man es nicht mit dem gemeinen Volk teilen kann?
Ich habe einen Freund, den ich unheimlich gerne mag, dessen Gegenwart mir ein Missing Link ist. Zumindest empfinde ich so. Weshalb ich gerne bedeutend mehr Zeit mit der Person verbringen würde. Dieserhalber brauchen wir Eddie van Halen an der Gitarre.
Nun lebt besagter Freund aber in einem anderen PLZ bereich und ist auch sonst mit Arbeit nicht ungesegnet, also temporarily not available. Wenn also Ostern und Weihnachten aufeinander treffen, ist keine Zeit zu finden. Trifft dann noch ein Parkbesuch dazu, erhascht man ein Fenster im Raum Zeit Kontinuum und kann sich sehen.
Das ausbleiben der Gegenwart füllt mich nicht mit Leere, lässt aber den Platz frei, der normal eingenommen wird. Und es fühlt sich schön an, wenn da einer Sitzt.
Wie schöner, so denke ich, wäre unser beider Leben, könnten wir den Platz auf der Bank öfter gemeinsam teilen.
Der Bank, die am Rande eines Speilplatzes eine Fläche von Rasen, Bäumen und gepflegten Sträuchern überschaut. In dessen milder Luft Bienen surren, jedoch in respektvollem abstand zu den Sitzenden.
Der Bank die grün lackiert zum verweilen einlädt, die in der Distanz auf MünzeinwurfFernrohre blickt mit denen man das Wasser und darüber hinaus sich selbst im ParralelUniversum sehen kann. (es gibt also eine unzahl an Parralel Universen? Nein. Nur dies und das da drüben.) Das Universum in dem wir die Zeit finden gemeinsam unser Leben zu gestalten, das nicht bis zum Rand gefüllt ist mit Nicht Zeit.
Nicht Zeit, die uns vorgaukelt wir müssen noch dies und noch das und noch schnell und eigentlich muss ich mich total beeilen, weil ich hierfür nur noch so und so viel Tage habe. Nicht Zeit die uns auf der Autobahn 200 fahren lässt, in dem festen Glauben wir hätten in den 2 Minuten eingesparter Zeit etwas erreicht. Nicht Zeit, die von grauen Herren in der scheiß Pfeiffe geraucht wird. (Ich weiss das es Zigarren sind, die Pfeiffe passt aber mehr in mein Sprach und Sprichwortbild)
Ich steck ja selber in der Maschinerie des Input. Ich kenne den Weg nach draussen. Warum ich ihn nicht gehe? Weil es kein Weg ist, der mich komplett herausführen wird. Er führt mich an den Rand eines reissenden Flusses über dessen Kluft eine mächtige Brücke mit Stahlseilen gespannt in die Ferne reicht. Die Brücke jedoch ist nach zwei dritteln des Weges in die Fluten gestürzt. Ich kann die andere Seite von hier aus sehen, muss mich jedoch damit abfinden, dass ich auf dieser Seite lebe und mich entsprechend arrangieren sollte.
So macht Wissen mich letztendlich Träge, was die Krankheit unseres Jahrhunderts zu sein scheint. Denn wie der Raucher, der sagt, er müsse ja doch eines Tages sterben, soll es nun das Rauchen oder ein Autounfall sein, sei ihm einerlei; und wie der Trinker, der sagt, ein Leben ohne den vermeintlichen Spass und die dämpfung des Alltags, den Filter des Input könne er sich nicht vorstellen und sterben müsse er sowieso, einerlie ob an einer zirrhose oder einem Autounfall; eben wie diese Menschen handle ich wenn ich sage, ich kann das andere Ufer ja doch nie erreichen, wass soll ich es mir dann hier schön machen. Crazy oder?
Tatsächlich mag ich das aber denke ich nur nicht allein machen. Denn bin ich ehrlich, würde ich den Weg zur anderen Seite finden, die blaue statt der roten Pille schlucken, was sollte ich in einer Welt ohne verrückte Hutmacher, ohne Hasen mit güldenen Taschenuhren und vor allem ohne Alice?
tessier-ashpool - 16. Okt, 05:05